Was ist naturheilkundliche Forschung?
Aktualisiert: 11. Sept. 2022

Der Naturheilkunde wird oft mit großer Skepsis begegnet. Häufig hören wir das Totschlagargument „das ist alles wissenschaftlich nicht erwiesen“. Ist dieses Argument gerechtfertigt? Ich will versuchen diese Frage etwas näher zu beleuchten.
Im Denken vieler Leute hat die wissenschaftliche Forschung heute quasi das Monopol auf die Wahrheit gepachtet. Nur was wissenschaftlich erwiesen ist, ist auch wahr.
Grundlage der wissenschaftlichen Beweisführung sind in der Regel große Studien, in denen exakte Zahlen erhoben werden. Man vergleicht die Ergebnisse der Verumgruppe (die Personen, die z.B. ein echtes Medikament erhalten haben), mit einer Placebogruppe. Dabei werden die unterschiedlichen Ergebnisse in Relation zueinander gesetzt. Im besten Fall zeigt sich dann eine statistische Signifikanz. Wenn das gelingt, kann es sich nur um die Wahrheit handeln.
Was der Leser der Studienergebnisse in der Regel nicht nachvollziehen kann, ist das Studiendesign. D.h. ist das, was gemessen wurde, auch wirklich relevant und aussagekräftig? Auf das Thema möchte ich hier nicht weiter eingehen.
Da Studien immens teuer sind, können in der Regel nur große Pharmafirmen oder Universitäten überhaupt Studien in Auftrag geben. Universitäten finanzieren das häufig über Forschungsgelder bzw. Drittmittel, die meist auch wieder von der Industrie kommen. Vor Jahren hatte ich einmal versucht eine ganz kleine Studie in Gang zu bringen. Selbst dafür lagen die Kosten schon bei minimal 3-4 Millionen Euro. Folglich haben nur die Pharmaindustrie oder Universitäten die Wahrheit auf Ihrer Seite. Die anderen können sich die Wahrheit, die durch Studien belegt ist schlichtweg nicht leisten.
Das war nicht immer so. Über viele Jahrhunderte hat die Medizin immense Fortschritte erzielt, obwohl keine Studien nach heutigem Maßstab durchgeführt wurden. Die Ärzte haben beobachtet und wollten verstehen, was sie beobachtet haben. Sie haben versucht hinter den Beobachtungen eine Regel zu finden. Im besten Fall konnte dann aus den Beobachtungen eine Verbesserung der Therapie abgeleitet werden, die wiederum den Patienten zu Gute kam.
Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Entwicklung der Pockenimpfung durch den englischen Arzt Edward Jenner. In Wikipedia findet sich eine gute Zusammenfassung. Dort sieht man wie durch Beobachtung und Behandlungsversuch ein wirklicher Fortschritt erzielt werden konnte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Jenner
Sehen wir uns doch einmal an näher an, welche Methoden der Forschung zur Verfügung stehen, um Sachverhalte zu erfassen. Hierzu gibt es eine interessante Zusammenstellung der Universität Trier.

Quelle: https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb1/prof/PAD/SP2/Allgemein/Lang_Skript_komplett.pdf
Wie wir sehen gibt es weit mehr anerkannte Analysemethoden als nur das Experiment.
Man unterscheidet zwischen qualitativer Forschung und quantitativer Forschung. Nachfolgend einige grundsätzliche Unterschiede.

(In Anlehnung an eine Zusammenstellung auf empirio.de)
Gerade in Bereichen der Medizin, wo richtige und erfolgreiche Erklärungsmodelle fehlen, wäre es also Erfolg versprechender, wenn man offene Verfahren aus dem Bereich der qualitativen Forschung anwendet.
Bei der Therapie von vielen chronischen Krankheiten ist die Schulmedizin nicht wirklich erfolgreich. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass man die Ursachen dieser chronischen Krankheiten nicht kennt und in der Regel nur eine Linderung der Symptome erzielt. Hier fehlt also das erfolgreiche Erklärungsmodell bzw. die passende Theorie. Bei einem quantitativen Forschungsansatz wird wahrscheinlich auch das Ergebnis ins Leere laufen, da schon die ganze Grundlage nicht stimmt.
Was ist jetzt naturheilkundliche Forschung?
Ich möchte den Ansatz am Beispiel meiner Praxis erklären. Ich behandele seit mehr als 20 Jahren Patienten mit chronischen Krankheiten, bei denen die Schulmedizin, und oft auch die gängigen Naturheilverfahren, keine richtige Hilfe anbieten konnten. Parallel zur Behandlung der Patienten habe ich in der ganzen Zeit naturheilkundliche Forschung betrieben.
Gegenstand meiner Forschungen sind die chronischen bzw. therapieresistenten Erkrankungen.
Der theoretische Ausgangspunkt dieser Studien ist die Hypothese, dass chronische Krankheiten durch 2 Faktoren entstehen, die beide vorhanden sein müssen, damit der Patient erkrankt.
a) Die genetische Veranlagung
b) Der Stoffkontakt
Diese These basiert auf langjährigen Beobachtungen und Behandlungen der Praxis Dr. Nolte in Freiburg. Später konnte ich die Beobachtungen von Dr. Nolte in meiner Praxis in vollem Umfang bestätigen.
Die Untersuchungen der Patienten sind ergebnisoffen. Werte, bzw. Befunde werden durch eine Vegatestuntersuchung erhoben.
Die Messergebnisse der Vegatestuntersuchung fließen in die individuelle Therapie des Patienten ein. Das ist risikolos und unkompliziert, da die Therapie auf Prinzipien der Homöopathie aufgebaut ist. Therapieinformationen, die der Patient nicht benötigt schaden ihm nicht, sondern verpuffen quasi wirkungslos.
Im Laufe von etwa einem Jahr zeigt sich, ob und in welchem Maß der Patient von der Therapie profitiert. Bei vielen Krankheitsbildern habe ich mittlerweile mehr als 20 Jahre Therapieerfahrung, so dass die Behandlung in den meisten Fällen erfolgreich ist. Wie überall in der Medizin kann man nichts garantieren, da jeder Mensch anders ist. Trotz aller Erfahrung sind manchmal Überraschungen bzw. ein Nichtansprechen der Therapie möglich.
Neben den häufig behandelten Krankheitsbildern wie Rheuma, Parkinson, MS, Colitis ulcerosa, Reizdarm, Schlaflosigkeit, Krebs usw. gibt es natürlich auch Krankheiten, die mir in der Praxis erstmalig begegnen. In diesen Fällen wird es richtig spannend. Aus den Vegatest-Messergebnissen lässt sich dann eine Therapie für den betreffenden Patienten zusammenstellen. Wenn sich die Beschwerden abschwächen oder sogar völlig verschwinden, kann man daraus die Hypothese ableiten, dass die gefundenen Stoffinformationen zusammen mit der Genetik an der Krankheitsentstehung beteiligt sind.
Diese Hypothese kann erhärtet werden, wenn bei einer größeren Anzahl von Patienten mit identischen Beschwerden die gleichen Belastungen im Vegatest gefunden werden. Ist dann die gleiche Therapie bei diesen Patienten erfolgreich, ist das ein starkes Indiz. Zukünftige Patienten mit den gleichen Beschwerden werden dann davon profitieren.
Soviel zu den Prinzipien naturheilkundlicher Forschung, wie ich sie verstehe und in meiner Praxis praktiziere. Zum Schluss will ich noch ein praktisches Beispiel geben, um diese eher theoretischen Betrachtungen zu verdeutlichen.
Vor etwa einem Jahr rief eine neue Patientin an und wollte einen Behandlungstermins in meiner Praxis. Bei der näheren Befragung stellte sich heraus, dass sie als Jugendliche versehentlich Lauge getrunken hatte. Dadurch erlitt sie eine schwere Verätzung der Speiseröhre. Die Folge war, dass die Speiseröhre alle 1-3 Monate im Rahmen einer Magenspiegelung aufgedehnt werden musste, weil das Schlucken immer wieder durch Wucherungen behindert wurde. Wirklich ein sehr zweifelhaftes Vergnügen.
Mein erster Reflex war, dass ich der Patientin nicht helfen kann, da es sich ja um eine Verletzung handelt, die nicht durch irgendwelche Stoffinformationen ausgelöst ist. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich im Vegatest einfach einmal nachsehe, ob ich etwas Besonderes finde.
Erstaunlicherweise fand ich dann bei der Untersuchung eine Autoaggression. Die Autoaggression ist ein Verhaltensmuster des Immunsystems bei dem der Körper eigenes Gewebe als feindlich einstuft und angreift. Ich finde diese Störung in der Regel nur bei rheumatischen Erkrankungen. Diese Patientin hatte zwar kein Rheuma, aber eine eindeutige Autoaggression. Mit wenig Hoffnung ihr wirklich helfen zu können, habe ich dann eine entsprechende Therapie eingeleitet. Schon nach ein paar Monaten zeigte sich, dass die Wucherungen in der Speiseröhre viel schwächer wurden. Die Speiseröhre musste erst nach 6 Monaten wieder aufgedehnt werden und auch dann war nur eine leichte Enge nachweisbar. Nach einem Jahr Behandlung ist die Autoaggression jetzt gelöscht und der Krankheitsprozess hat sich gut beruhigt.
Das war wie oben beschrieben eine Beobachtung aus einer Einzelfallbehandlung.
Kurze Zeit nach dieser Erfahrung behandelte ich einen Patienten, der an einer Harnröhrenverengung litt.
Wegen einer vergrößerten Prostata wurde eine sogenannte TUR (eine Prostataverkleinerung durch die Harnröhre) durchgeführt. Das führt natürlich zu einer kräftigen Reizung der Schleimhaut in der Harnröhre. Unglücklicherweise fand man in dem Gewebe, das aus der Prostata entfernt worden war, Zellen eines aggressiven Prostatakarzinoms. Deswegen musste eine komplette Entfernung der Prostata durchgeführt werden. Bei diesem Eingriff wird die Harnröhre abgetrennt und dann wieder neu in die Blase eingenäht. Eigentlich ein Routineverfahren. Leider hat der Patient hinterher immer wieder in kurzen Abständen eine Harnröhrenenge an der Stelle entwickelt, wo die Harnröhre in die Blase eingenäht worden war. Deswegen musste die Harnröhre ebenfalls alle 4 Wochen mit einem Katheter bougiert (aufgedehnt) werden.
Als ich diese Krankengeschichte hörte, fiel mir gleich wieder der Fall der Patientin mit der Verengung der Speiseröhre ein.
Auch bei diesem Patienten fand ich im Vegatest eine deutliche Autoaggression, die ich entsprechend behandelt habe. Mittlerweile ist die Autoaggression auch bei ihm gelöscht und die Harnröhrenstriktur ist nicht mehr aufgetreten.
Diese beiden Beispiele sollen zeigen, wie man neue Erkenntnisse gewinnen kann, indem man einfach ergebnisoffen untersucht. Die Hypothese, dass solche Wucherungen immer durch eine Autoaggression verursacht werden, muss jetzt noch durch weitere Fallbeobachtungen erhärtet werden. Das wird sicher einige Zeit dauern, da ich Patienten mit solchen Beschwerden nur sehr selten in meiner Praxis sehe. Immerhin, die Hypothese steht jetzt im Raum und es bleibt richtig spannend.
Sehr spannend ist auch die Frage, ob die Autoaggression für die Bildung von Keloiden („wildes Fleisch“) nach Verletzungen verantwortlich ist. Noch wichtiger wäre es zu klären, ob die Autoaggression auch die Ursache von Verwachsungen ist, die manchmal nach operativen Eingriffen im Bauchraum auftreten. Falls sich das bestätigen lässt, wäre es ein Segen für ganz viele Patienten.
Manche Patienten, die eine Operation im Bauchraum hatten, neigen dazu gefährliche Verwachsungen zu entwickeln, die dann zum Darmverschluss führen können. Wir wissen in der Schulmedizin nicht, warum das passiert, und welche Patienten diese Veranlagung haben. Das Schlimme daran ist, dass man manchmal gezwungen ist immer wieder zu operieren, weil der Patient auf Grund von Verwachsungen kurz vor einem Darmverschluss steht. Mit jedem neuen Eingriff nehmen die Verwachsungen immer mehr zu.
Es würde mich unheimlich freuen, wenn wir diesen armen Patienten wirklich helfen könnten. Vielleicht verstehen Sie jetzt auch ein bisschen, warum mich diese Art von Forschung so sehr begeistert. Es ist keine trockene Theorie, sondern kann für Patienten wirklich lebensverändernd sein.